
"Pflege ist eine Herzensangelegenheit" sagt Pflegedienstleitung Anja Katharina Metzelaers
Mit einem aus der Nachbarschaft geliehenen Regenschirm durch den strömenden Regen ins Kinder- und Jugendhospiz Bethel zum Bewerbungsgespräch – so begann vor mehr als zehn Jahren Anja Katharina Metzelaers Arbeitsleben in der Einrichtung. Der Weg der gelernten Kinderkrankenschwester hierhin war vielseitig: nach der Ausbildung in einer Akutklinik und einem Zwischenstopp im Kloster hat Anja Metzelaers lange in der Eingliederungshilfe gearbeitet. Die Erfahrungen, die sie hier sammeln konnte, prägen sie bis heute: das Sterben von Bewohner*innen wurde damals wenig thematisiert und eher ins Krankenhaus verlagert. Die Angehörigen bezog man dabei kaum mit ein. Aus der Unzufriedenheit darüber entwickelte Anja Metzelaers den Wunsch, den Tod und das Sterben stärker in die Mitte ihres Handelns zu rücken. So absolvierte sie eine Weiterbildung zur Palliative Care Fachkraft mit dem Zusatzmodul für Menschen mit Behinderung. In ihrer damaligen Einrichtung konnte sie danach einiges bewegen, Netzwerke aufbauen und einen Haltungswechsel vorantreiben.
Der Gedanke an einem ganz besonderen Projekt wie dem Kinder- und Jugendhospiz Bethel mitzuarbeiten, dieses fast von Anfang an mitzugestalten und zu verwirklichen, hat sie dann aber so sehr gereizt, dass sie einen Neubeginn wagte – trotz des verregneten Starts. Für die am Niederrhein geborene ist es ungemein wichtig, Zeit für Menschen zu haben, die ihr vor Ort begegnen. Dafür habe sie den Beruf schließlich einst erlernt. Im Alltag des Kinder- und Jugendhospiz Bethel wird dieser Anspruch Wirklichkeit. Die Erkrankungsbilder und Einschränkungen der lebensverkürzend erkrankten Kinder rücken dabei häufig in den Hintergrund. Viel wichtiger ist, was ein Kind wirklich braucht, und was seiner Familie hilft.
Seit April 2020 ist Anja Metzelaers als Pflegedienstleitung verantwortlich für das größte Team im Kinder- und Jugendhospiz Bethel. Sie schätzt ihre ganz bunten und vielfältigen Kolleg*innen, die ruhenden Pole und die Abenteuerlustigen, die Berufseinsteiger*innen genauso wie die Erfahrenen. Aber auch die Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Professionen im Haus, die sich immer wieder ganz individuell auf die Gäste im Aufenthalt einstellen, hebt sie positiv hervor. »Ich mag, dass man hier auch mal verrückt sein darf, wir lachen ganz viel zusammen. Irgendjemand hat immer noch eine spannende Idee, die wir dann einfach versuchen umzusetzen.«
Dabei stößt Anja Metzelears aber auch auf Herausforderungen: Spätestens seit der Corona-Pandemie ist der Fachkräftemangel in der Pflege auch im Kinderbereich angekommen. Viele Kinderhospize können ihre Plätze aktuell nicht voll belegen, da Personal fehlt. »Ich möchte an dieser Stelle einfach nur für diese wichtige Herzensarbeit werben. Sich als Wegbegleiter*in der Familien zu sehen und zu engagieren ist eine unglaublich erfüllende Aufgabe!« Anja Metzelaers Blick richtet sich optimistisch in die Zukunft: Die Corona-Pandemie ist erstmal überstanden, das damals noch junge Leitungsteam im Kinder- und Jugendhospiz Bethel hat sich darin bewährt und gefestigt. Der Arbeitsauftrag, eine verlässliche Oase für lebensverkürzend erkrankte Kindern und ihre Familien zu sein, steht weiterhin über allem Handeln. Wie könnte das besser gelingen als getreu Anja Metzelaers Lebensmotto: »Mit Herz, Verstand und Gottvertrauen. Jeden Tag neu!«
Bild & Text: Kinderhospiz Bethel